Methodik

Die Kunst des Klavierspielens: schweben, nicht kleben;
tupfen, nicht hacken; mit der Seele schwingen,
mit den Fingern singen.
– Ulrich Erckenbrecht, deutscher Schriftsteller und Aphoristiker

Seit dem Jahr 1998 unterrichte ich Klavier – für Kinder und Erwachsene.

Abgesehen vom Privatunterricht leitete ich die Klasse Spezialklavier am St.-Petersburger Zentrum für humanitäre und ästhetische Erziehung für musikbegabte Kinder. In dieser Klasse waren Kinder unterschiedlichen Alters und Begabung. Jeder hatte seine eigene Persönlichkeit und für jeden musste eine individuelle Behandlung gefunden werden. Trotz harter Arbeit und vieler Schwierigkeiten haben alle Schüler mit Vergnügen ihr Traumziel angestrebt – die würdige Aufführung ihres Musikprogramms. Die glücklichen Eltern und ein fröhliches und stolzes Gesicht des Schülers nach einem erfolgreichen Konzert vor den Augen seiner Freunde, Eltern und Lehrer – das ist die beste Belohnung für diese Arbeit. Sowohl mit den Kindern als auch mit ihren Eltern habe ich eine warme und freundliche Beziehung aufgebaut, die auch noch bis heute andauert.

KlavierunterrichtDas Musikstudium ist für jeden wichtig; dennoch ist es weder möglich noch nötig, jedes Kind zu einem professionellen Musiker zu machen. Nur im Lernprozess kann man erkennen, wie groß die musikalische Begabung ist. Und mehr noch – ausgerechnet während dieses Lernprozesses entwickeln sich die eigentlichen Fähigkeiten der Musikwahrnehmung.

Musikunterricht braucht jeder, besonders Kinder profitieren davon; er fördert die allgemeine Entwicklung, die Feinmotorik, die Koordination, die Aufmerksamkeit und den Lerneifer. Vor Allem dient Musikunterricht der Entwicklung des Sinnes für Schönheit und der Fähigkeit zum Hören und Zuhören. Außerdem verbessert das Musikstudium den Charakter; Musik wirkt ausgleichend auf die Psyche und baut Stress ab.

Der Klavierunterricht ist ein andauernder, vielseitiger und sehr komplizierter Vorgang, der viel Anstrengung benötigt. Als Lehrerin sehe ich meine vorrangige Aufgabe darin, den Schüler bei der Überwindung von Schwierigkeiten zu unterstützen, das gewünschte Ziel zu erreichen und Befriedigung aus der geleisteten Arbeit zu finden. Das wichtigste Ziel ist jedoch, einen selbstständigen und denkenden Menschen großzuziehen.

Während meines Unterrichts schenke ich der Musiktheorie, der Handstellung, der Rhythmus- und Hörentwicklung, sowie der Fertigkeit, vom Blatt zu spielen, viel Aufmerksamkeit.

Im Unterricht für die Kleinen schließe ich immer auch spielerische Elemente mit ein: unterstützende Gymnastik gegen Koordinationsprobleme; ein für Kinder verständliches Assoziations- und Vergleichssystem, dass das Erlernen des Notenmaterials erleichtert; Gesangsübungen zur Förderung der Stimme und des Hörvermögens.

Hat ein Kind noch nie Musikunterricht gehabt, wird der Unterricht ggf. einige Zeit (die Dauer hängt vom Alter und der Begabung des Kindes ab) nicht am Klavier stattfinden. Dieses Vorgehen dient der besseren Vorbereitung auf das Klavierspielen in Bezug auf das Gehör als auch hinsichtlich der theoretischen und motorischen Fähigkeiten.

 Für Fortgeschrittene schlage ich vor, die Anfänge der Gesangsbegleitung in den Unterricht einzubeziehen. Die Ausführung einfacher Vokalwerke mit eigener Begleitung fördert die Motorik, das musikalische Denken, das Gefühl des Atmens in der Musik, und - natürlich - das Gehör.

Besondere Freude bereitet Schülern das vierhändige Spiel, das ich ebenso gerne in den Lernprozess einschließe.

Die entscheidende Rolle beim Klavierlernen spielt die Repertoireauswahl. Die für das Üben ausgewählte Musik muss von einem höheren Niveau sein, denn sie muss nicht nur lehren, sondern auch den eigenen Geschmack erziehen! Es ist klar, dass auch der Interpret die zu spielenden Werke mögen muss; deshalb biete ich zur Auswahl immer mehrere Kompositionen an, die den Geschmack und die Vorliebe des Schülers am ehesten treffen.

Außerdem strebe ich immer an, das Allgemeinwissen meiner Schüller zu fördern: Wir behandeln nicht nur das zu spielende Werk, sondern erlangen auch Hintergrundwissen zur Persönlichkeit des Komponisten.

Gerade solche komplexe musikalische Erziehung trägt zum Eintauchen in die wundervolle Welt der Musik, Ästhetik und Kunst bei. Wie ein Sprungbrett dient sie der kreativen Eigenständigkeit, und sie speist das Interesse und den Wissensdrang in allen Lebensbereichen.